Illustration von Hedi Lamarr und Pierre-Simon Laplace

L – Hedy Lamarr und Pierre-Simon Laplace | Von A bis Z: 48 Forschende, die die Welt veränderten

Von LET’S TECH am 11.05.2021

Vielleicht hast du Hedy Lamarr schon einmal gesehen – aber wahrscheinlich eher in einem Spielfilm als als Technikerin. Dabei gilt die Schauspielerin heute als "Mutter des WLANs". Der Name "Laplace" wiederum ist dir vielleicht als "Île Laplace" untergekommen – ihr Namensgeber Pierre-Simon Laplace war einer der einflussreichsten Wissenschaftler zu Zeiten der Französischen Revolution. Wie Hedy Lamarr in der Technik landete und warum Laplace für nur sechs Wochen französischer Innenminister war, verraten wir dir hier!
Illustration von Hedy Lamarr
WLAN gibt's mittlerweile fast überall – die Grundlage fürs drahtlose Netz stammt von Hedy Lamarr.

Hedy Lamarr: Die Schauspielerin, die als "Mutter des WLAN" gilt

Hedy Lamarr kam am 09. November 1914 unter dem Namen Hedwig Eva Maria Kiesler in Wien zur Welt. Sie war das einzige Kind eines Bankiers und einer Konzertpianistin. Der Vater wollte seine Tochter schon früh für Technik begeistern und erklärte ihr verschiedenste technische Geräte wie Autos oder Druckerpressen. Damit war er sehr erfolgreich: Lamarr baute bereits mit fünf Jahren ihre Spieluhr auseinander und wieder zusammen, um zu sehen, wie sie funktionierte.

Hedy Lamarrs Flucht nach vorn: Aus der Ehe als "schönste Frau der Welt" auf alle Leinwände

Da universitäre und vor allem technische Ausbildungen für Frauen damals noch kaum Thema waren, wurde Hedy Lamarrs Talent nicht weiter gefördert. Als Jugendliche stach sie durch ihre besondere Schönheit hervor und so wurde die zu dem Zeitpunkt 16-Jährige vom Regisseur Max Reinhardt entdeckt und zur Schauspielerei gebracht. Anfang der 1930er-Jahre spielte sie in verschiedenen europäischen Filmen die Hauptrolle und wurde berühmt.

1933 heiratete Lamarr den Wiener Waffenhändler Fritz Mandl. Sie war in ihrer Ehe sehr unglücklich, da ihr Mann ihr das Arbeiten verbot und Geschäfte mit den Nationalsozialisten in Deutschland machte. Für die Schauspielerin, die aus einer jüdischen Familie stammte, wurde die Situation untragbar, und sie flüchtete 1937 nach London, wo sie den Künstlernamen „Hedy Lamarr“ annahm.

In Großbritannien traf sie einen amerikanischen Filmproduzenten und ging weiter nach Amerika, wo sie in Hollywood große Berühmtheit erlangte. Dort wurde sie als die schönste Frau der Welt gefeiert und erhielt Hauptrollen in zahlreichen Filmen. Bis zum Ende der 1950er-Jahre war die Österreicherin im Filmgeschäft tätig.

 

Die erfinderische Schauspielerin: Hedy Lamarr schuf die Grundlage für unser heutiges WLAN

Während ihrer Zeit in Hollywood war Hedy Lamarr aber nicht nur als Schauspielerin, sondern auch als Erfinderin tätig. Im Zweiten Weltkrieg kämpfte sie an der Seite der Amerikaner gegen die Nationalsozialisten. Durch ihre frühere Ehe mit Mandl wusste sie viel über Waffen und entwickelte zusammen mit einem Kollegen eine Funksteuerung für Torpedos. Das Besondere an dieser Steuerung war, dass die Frequenzen durch ein Frequenzsprungverfahren selbsttätig wechselten und sie daher als störsicher galt.

Dieses von Hedy Lamarr entwickelte Verfahren bildete später die technische Grundlage für die drahtlose Kommunikation von Mobiltelefonen, Bluetooth und WLAN. Daher wird sie oft auch als „Mutter des WLAN“ bezeichnet.

Ab den 1970er-Jahren zog sich Hedy Lamarr aus der Öffentlichkeit zurück. Ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie in Florida, wo sie am 19. Jänner 2000 im Alter von 85 Jahren starb. Ihre Urne wurde in einem Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.

Fotografie von Lise Meitner
In "The Heavenly Body" ist Hedy Lamarr mit einem Astronomen verheiratet – im echten Leben ist sie selbst in der Forschung tätig. | Quelle: Wikimedia (lizenzfrei)

Die zwei Seiten der Hedy Lamarr: Als Schauspielerin früh bejubelt, als Technikerin erst spät gefeiert

Für ihre technischen Verdienste wurde Hedy Lamarr erst spät anerkannt. 1997 bekam sie als erste Frau den Bulbie Gnass Spirit of Achievement Award, der als „Oscar“ für Erfinderinnen und Erfinder gilt. Seit 2018 gibt es in Österreich den Hedy-Lamarr-Preis, der an Wissenschaftlerinnen für innovative Leistungen in der IT verliehen wird. Im deutschsprachigen Raum wird jährlich am 9. November, Lamarrs Geburtstag, ihr zu Ehren der Tag der Erfinder gefeiert.

Illustration von Pierre-Simon Laplace
Nobel sieht er aus – und doch war es Pierre-Simon Laplace' bäuerlicher Hintergrund, der ihn vor einem frühen Tod bewahren sollte.

Pierre-Simon Laplace: Mathematiker und Politiker

Pierre-Simon Laplace wurde am 28. März 1749 in Beaumont-en-Auge, Frankreich, geboren. Der Sohn eines reichen Landwirts besuchte zunächst die Schule des Benediktinerordens in seinem Heimatort. Sein Vater wünschte sich eine kirchliche Laufbahn für Pierre-Simon, deswegen studierte er nach seinem Schulabschluss Philosophie und Theologie an einem Jesuiten-Kolleg in Caen.

An die Spitze der Wissenschaft: Wie sich Pierre-Simon Laplace in Windeseile nach oben arbeitete

Seine Vortragenden erkannten recht schnell Pierre-Simon Laplace‘ mathematische Begabung und schickten den zu dem Zeitpunkt 19-Jährigen zu einem bekannten Mathematiker nach Paris. Durch diese Beziehungen bekam Laplace 1769 eine Anstellung als Mathematiklehrer an der Pariser Militärakademie. Nebenbei forschte er in verschiedenen Bereichen wie Wahrscheinlichkeitsrechnung und Astronomie. Der Franzose unterrichtete bis 1776, bevor er sich gänzlich seinen Forschungen widmete. In den darauffolgenden Jahren wurde er zu einem der einflussreichsten Wissenschaftler des Landes.

Neben seiner Arbeit als Forscher wurde Pierre-Simon Laplace 1784 Prüfer der Militärakademie, wo er Kontakte zu wichtigen politischen Entscheidungsträgern knüpfte. 1785 war unter seinen Prüflingen der spätere französische Herrscher Napoleon Bonaparte. Während der französischen Revolution fiel Laplace, anders als viele seiner Kollegen, nicht der Guillotine zum Opfer. Sein Glück war, dass er als Sohn eines Bauern keinen aristokratischen Hintergrund hatte.

Das rechnende Senatsmitglied: Bei Pierre-Simon Laplace schlossen sich Mathematik und Politik alles andere als aus

1790 wird Laplace Mitglied im Komitee für Maße und Gewichte und arbeitete neben anderen Forschern an der Einführung der Maßeinheiten Meter und Kilogramm. Wenige Jahre später wurde der Mathematiker außerdem zum Leiter des Pariser Observatoriums und zum Endprüfer an der neu gegründeten École polytechnique, der weltweit ersten technischen Hochschule.

Nach Napoleons Machtergreifung 1799 wurde Laplace zum französischen Innenminister ernannt, musste diese Position aber nach nur sechs Wochen an Napoleons Bruder abtreten. Danach war er Senatsmitglied und wurde 1804 in den Grafenstand erhoben. Nach Napoleons Verbannung auf die Insel Elba legte der Mathematiker sein politisches Amt und einige seiner wissenschaftlichen Funktionen nieder. Er starb am 05. März 1827 in Paris im Alter von 77 Jahren.

Porträt des Pierre-Simon Laplace, gemalt von Johannes Ernst Heinsius
Die Mathematik: Sie bestimmte das ganze Leben von Pierre-Simon Laplace. Wem er da wohl gerade das Tafelbild erklärt? | Quelle: Wikimedia – Johannes Ernst Heinsius (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/legalcode)

Ein großer Vordenker: Pierre-Simon Laplace wurde schon zu Lebzeiten als Pionier erkannt

Heute ist Laplace bekannt für die Anwendung von Mathematik in der Astronomie. Er erbrachte den mathematischen Beweis für die Stabilität der Planetenbahnen und sagte die Existenz schwarzer Löcher vorher. Dafür wurde er zu Lebzeiten auch als der „französische Newton“ betrachtet. Er nahm eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung der Wahrscheinlichkeitsrechnung ein und erstellte mit der Laplace-Transformation ein Verfahren zum Lösen von Problemstellungen in der theoretischen Elektrotechnik.

Für seine wissenschaftlichen Verdienste wurde Pierre-Simon Laplace namentlich auf dem Eiffelturm verewigt. Der Asteroid Laplace und die antarktische Insel Île Laplace sind ebenfalls nach dem französischen Mathematiker benannt.

Quellenverzeichnis

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Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (2018): Digitalisierung: Erster Hedy-Lamarr-Preis an Salzburger Forscherin [online] https://infothek.bmvit.gv.at/digitalisierung-erster-hedy-lamarr-preis-an-salzburger-forscherin/ [24.05.2019].

Spektrum der Wissenschaft (2009): Pierre Simon Laplace (1749-1827): Der Lehrer Napoleons, [online] https://www.spektrum.de/wissen/pierre-simon-laplace-1749-1827/980940 [27.05.2019].

alumniTUGraz 1887 (2011): Die Größen der Technik, [online] http://history.tugraz.at/besonderheiten/groessen_der_technik/laplace.php [27.05.2019].

Enceclopaedia Britannica (o.J.): Pierre-Simon, marquis de Laplace, [online] https://www.britannica.com/biography/Pierre-Simon-marquis-de-Laplace [27.05.2019].

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