Illustration von Lise Meitner und Dimitri Mendelejew

M – Lise Meitner und Dimitri Mendelejew | Von A bis Z: 48 Forschende, die die Welt veränderten

Von LET’S TECH am 12.05.2021

Schon von Meitnerium und Mendelerium gehört? Klingt ein bisschen wie Meitner und Mendelejew, oder? Das kommt natürlich nicht von ungefähr: Sowohl nach Lise Meitner als auch nach Dimitri Mendelejew wurde ein chemisches Element benannt. Wie es dazu kam und warum beide Forschende erstaunlich viel in Europa herumkamen, verraten wir dir in diesem Beitrag!
Illustration von Lise Meitner
Meitnerium ... Meitner ... Klingt irgendwie ähnlich, oder? Du hast es bestimmt schon geahnt: Das kann kein Zufall sein!

Lise Meitner: Physikerin und Mitentdeckerin der Kernspaltung

Elise Meitner kam am 07. November 1878 in Wien zur Welt. Sie war das dritte Kind eines jüdischen Paares, der Vater war Rechtsanwalt und betrieb eine eigene Kanzlei. Nach der Volksschule besuchte Meitner eine Bürgerschule, da Mädchen damals noch nicht ins Gymnasium gehen durften. Auf Wunsch ihrer Eltern machte sie die Ausbildung zur Französischlehrerin und gab einige Jahre lang Privatunterricht.

Arbeit ohne Bezahlung: Als Frau hatte es Lise Meitner in der Forschung nicht leicht

Das war Lise Meitner aber nicht genug. Schon früh interessierte sie sich für Physik und das Erklären von Naturphänomenen, ihr großes Vorbild war Marie Curie. Die Österreicherin arbeitete hart und schloss mit 22 Jahren die Externistenmatura ab. Damit erfüllte sie sich 1901 ihren Traum und studierte Physik und Mathematik an der Universität Wien. Für Frauen war das damals noch eine Besonderheit, da sie noch nicht lange studieren durften. 1906 promovierte Meitner in Physik und war damit die zweite Frau in Österreich, die den Doktorgrad in diesem Fach erlangte.

Weil sie sich nicht sicher war, ob es für sie als Frau überhaupt Chancen auf eine Karriere als Wissenschaftlerin gab, legte sie danach noch zusätzlich die Lehramtsprüfung ab. Nebenbei war sie am physikalischen Institut der Universität tätig.

Mit 29 Jahren ging Lise Meitner nach Berlin, um die Vorlesungen des berühmten Physikers Max Planck zu hören. Dort traf sie auf den Chemiker Otto Hahn, mit dem sie in den nächsten Jahrzehnten ihrer Karriere zusammenarbeitete. Sie forschten gemeinsam auf dem Gebiet der Radioaktivität, allerdings waren die Arbeitsbedingungen für die Österreicherin sehr schlecht. An der Universität waren damals noch keine Frauen zugelassen. Sie musste deswegen einen separaten Eingang benutzen, durfte die Hörsäle und Experimentierräume der Studenten nicht betreten und wurde für ihre Arbeit nicht bezahlt. Das änderte sich erst 1909, als das Frauenstudium zugelassen wurde, eine Bezahlung erhielt die Physikerin trotzdem erst ab 1912.

Quer durch Europa: Lise Meitner musste als Jüdin nach Schweden flüchten

Im selben Jahr wurde Lise Meitner Max Plancks Assistentin. Diese Position hatte sie bis 1915 inne. Während des Ersten Weltkriegs half sie als Röntgenologin in Lazaretten aus. Danach nahm die Österreicherin ihre Forschungen an der Universität Berlin wieder auf, wo sie ab 1923 unterrichtete.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde ihr die Lehrberechtigung wegen ihrer jüdischen Abstammung wieder entzogen. 1938 flüchtete die Forscherin nach Schweden, wo sie eine Stelle am Nobel-Institut in Stockholm bekam. Im selben Jahr wurde mit ihren und Otto Hahns Forschungen das Prinzip der Kernspaltung entdeckt.

Hahn und dessen Kollege, Fritz Strassmann, erhielten nach Ende des Zweiten Weltkriegs für diese Entdeckung den Nobelpreis für Chemie. Lise Meitner, die einen wesentlichen Beitrag dazu leistete, wurde einfach übergangen. Insgesamt wurde die Physikerin 48 Mal für den Nobelpreis nominiert, ohne ihn je zu bekommen.

Fotografie von Lise Meitner
Obwohl sie trotz 48 (!) Nominierungen den Nobelpreis nie erhielt, ist Lise Meitner das Lächeln nie vergangen. | Quelle: Wikimedia (lizenzfrei)

Immerhin: Den Nobelpreis erhielt Lise Meitner zwar nie, aber dafür viele andere Auszeichnungen

1960 zog Meitner nach Cambridge, wo sie ihre letzten Jahre verbrachte. Bis zu ihrem Lebensende setzte sie sich für die friedliche Nutzung der Kernspaltung ein. Am 27. Oktober 1968 verstarb die Physikerin im Alter von 89 Jahren.

Für ihre Pionierleistungen im Bereich der Radioaktivität wurde Lise Meitner vielfach geehrt, u.a. mit der Max-Planck-Medaille und dem Enrico-Fermi-Preis. Seit 2000 verleiht die Europäische Physikalische Gesellschaft den Lise-Meitner-Preis für Kernphysik. Ihr zu Ehren wurde auch das chemische Element mit der Ordnungszahl 109 „Meitnerium“ genannt.

Illustration von Dimitri Mendelejew
Mendelerium ... Mendelejew ... ist es etwa schon wieder passiert?! Ja, das ist es tatsächlich: Auch nach Dimitri Mendelejew wurde ein Element benannt.

Dimitri Mendelejew: Chemiker und Entdecker des Periodensystems

Dimitri Iwanowitsch Mendelejew wurde am 08. Februar 1834 in Tobolsk, Russland, als das jüngste von 14 Kindern geboren. Sein Vater, der Direktor eines Gymnasiums, erblindete kurz nach seiner Geburt und starb ein paar Jahre später. Um die Familie zu versorgen, übernahm seine Mutter die Leitung einer Glasfabrik. Diese fiel aber einem Feuer zum Opfer, und die Familie zog 1848 nach St. Petersburg.

Heute kennen wir es alle – doch es war Dimitri Mendelejew, der das Periodensystem "entdeckte"

In St. Petersburg besuchte Dimitri Mendelejew das pädagogische Institut und absolvierte 1855 die Lehrendenausbildung in den Fächern Mathematik, Physik und Chemie. Kurze Zeit unterrichtete er an Gymnasien in Simferopol und Odessa, bevor er nach St. Petersburg zurückkehrte, um den Master zu absolvieren. 1857 wurde er dort Privatdozent für Chemie.

Ab 1858 ging Dimitri Mendelejew ins Ausland, um dort Erfahrungen zu sammeln. Er verbrachte einige Zeit in Deutschland an der Universität Heidelberg. Nach seiner Rückkehr nach St. Petersburg wurde er Professor für technische Chemie an der Universität St. Petersburg und verfasste ein Lehrbuch über organische Chemie.

Als Dimitri Mendelejew an einem weiteren Lehrbuch über anorganische Chemie arbeitete, entdeckte er, dass zwischen verschiedenen Gruppen chemischer Elemente wiederkehrende Muster auftraten. Er begann die Elemente systematisch zu ordnen und lies Platzhalter für noch unentdeckte Elemente, für deren Eigenschaften er aufgrund seines Systems schon Vorhersagen treffen konnte. 1869 präsentierte der Chemiker schließlich sein Periodensystem der Elemente.

Erst Zweifel, dann Begeisterung: Dimitri Mendelejews Periodensystem der Elemente wurde international bekannt

In wissenschaftlichen Kreisen wurde das System zunächst sehr kritisch betrachtet. Nachdem aber in den darauffolgenden Jahren von Dimitri Mendelejew vorhergesagte Elemente wie Gallium und Scandium tatsächlich entdeckt wurden, bekam es zunehmende Anerkennung. Der Russe erlangte internationale Berühmtheit, und das Periodensystem der Elemente gilt bis heute als eines der wichtigsten Werkzeuge in der Chemie.

1890 gab Dimitri Mendelejew seine Anstellung als Universitätsprofessor auf. Die Unabhängigkeit der Universitäten sollte gesetzlich eingeschränkt werden, aus Protest kündigte er. Drei Jahre später wurde der Chemiker Direktor des Russischen Amts für Maße und Gewichte und setzte sich für die Einführung des metrischen Systems in Russland ein. Diesen Job übte Mendelejew bis zu seinem Lebensende aus. Er starb am 02. Februar 1907 an den Folgen einer Grippe.

Fotografie von Dimitri Mendelejew
Ein weiser Mann – so sah Dimitri Mendelejew nicht nur aus: Er war es auch. | Quelle: Wikimedia (lizenzfrei)

Eine besondere Ehre: Sogar eine U-Bahn-Station wurde nach Dimitri Mendelejew benannt

Für seine wissenschaftlichen Leistungen erhielt Dimitri Mendelejew zahlreiche Auszeichnungen, darunter die Davy Medal und den Demidow-Preis. Die Moskauer U-Bahn-Station „Mendelejewskaja“, ein Vulkan und ein Asteroid tragen seinen Namen. Um den Vater des Periodensystems zu ehren, wurde das chemische Element mit der Ordnungszahl 101 „Mendelevium“ genannt.

Auch ein anderer bekannter Forscher, den wir euch in dieser Serie vorstellen, wurde zum Namensgeber für einen Asteroiden – wer das war, erfährst du hier!

Quellenverzeichnis

Universität Wien (o.J.): Lise Meitner, [online] https://lise.univie.ac.at/physikerinnen/historisch/lise-meitner.htm [28.05.2019].

Ö1 (2018): Lise Meitner – Österreichs Madame Curie, [online] https://oe1.orf.at/artikel/651845/Lise-Meitner-Oesterreichs-Madame-Curie [28.05.2019].

Austria-Forum (2009): Meitner, Lise, [online] https://austria-forum.org/af/Biographien/Meitner%2C_Lise [28.05.2019].

WHO’s WHO (o.J.): Lise Meitner, [online] http://www.whoswho.de/bio/lise-meitner.html [28.05.2019].

Enceclopaedia Britannica (o.J.): Lise Meitner, [online] https://www.britannica.com/biography/Lise-Meitner [28.05.2019].

Europa-Universität Flensburg (o.J.): Biographie von Dmitri Ivanovich Mendeleev, [online] https://www.uni-flensburg.de/fileadmin/content/projekte/satm/biografien/biografien-deu/mendeleev-biografie-de.pdf [29.05.2019].

Enceclopaedia Britannica (o.J.): Dmitri Mendeleev, [online] https://www.britannica.com/biography/Dmitri-Mendeleev [29.05.2019].

Biography.com (2016): Dmitri Mendeleyev Biography, [online] https://www.biography.com/scientist/dmitri-mendeleyev [29.05.2019].

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